1
Mai
2009

Do samma!

Samstag, 18.4.

Der Vormittag des Samstags ist durch letzte Pack-Aktionen ausgefüllt. Immer wieder überkommt mich das Gefühl, wichtige Sachen zu vergessen, wie eigentlich vor jeder Reise. Um 12 Uhr ist der Mietwagen in Aachen gebucht. Doch der Verkehr stockt, wir kommen fünf Minuten später an der Sixt-Mietwagenstation an. Zu spät. Die Türen sind dort bereits verschlossen. Eine Klingel ist nicht zu sehen. Die einzige Möglichkeit, und bemerkbar zu machen, sind Klopfzeichen an der Türe. Daraufhin erscheint ein junger Mann, der wild gestikulierend deutlich macht, daß wir zu spät kommen. Es kann ja nicht wahr sein, man hat ein Auto reserviert, telefonisch bestätigt, und jetzt sind die Türen verschlossen. Nachdem der Mensch genauso schnell wieder verschwunden war, wie er aufgetaucht ist, klopfen wir heftiger und vehementer. So einfach gibt man ja schliesslich nicht auf. Daraufhin wird die Tür geöffnet, uns aber kein Einlass gewährt, sondern darauf aufmerksam gemacht, dass wir ja die Türe beschädigen würden. Jetzt wird es mir zu bunt. Ich schiebe den Kerl zur Seite, betrete die unheiligen Räumlichkeiten und lasse mich auf einen Lederstuhl nieder, der vermutlich modern sein soll. Ich stelle klar, daß ich darauf bestehe, das gebuchte Auto jetzt abzuholen. Der Wicht erhält nun Verstärkung durch einen Anzugträger. Ob es sein Chef ist, darüber kann ich nur mutmaßen. Doch auch dieser kommt nicht zur Einsicht, daß Kundenfreundlichkeit vor Stechuhr geht, und es kommt zu einer längeren verbalen Auseinandersetzung, nach der wir schliesslich wütend die Stelle des Ärgers verlassen...ohne Fahrzeug. In einem benachbarten Autohaus erfahren wir, daß Europcar einen 24h-Service hat. Für etwas mehr Geld mieten wir dort innert 10 Minuten einen Kleinwagen. 10 Minuten, die bei Sixt zu viel waren. Zurück am Eigenheim wird das Kütschlein beladen, fast bis unters Dach. Nun naht die Stunde des Abschieds. Mein Sohn realisiert sicher nicht, wie lange ich nun weg sein werde von daheim. Als ich im Auto sitze, kommen mir dann doch noch die Tränen. Wie wird es sein, da oben, ganz alleine auf weiter Bergflur? Was wird mich erwarten? Ich versuche, die Gedanken zu verdrängen und höre im Autoradio einem österreichischen Kabarettisten zu. Vielleicht eine gute Einstimmung. Die Fahrt geht ohne Verkehrsprobleme über Frankfurt und Nürnberg gen München. Nachdem ich die strahlendblaue Arroganz-Arena (früher nannte man sowas Fußballstadion) passiert habe, wird es allmählich finster und ich bekomme Hunger. Doch der erste Gasthof hinter München hat wohl beschlossen, in die Feierabendmentalität miteinzustimmen und verweigert mir mittels versperrter Türe sogar schon 10 Minuten vor offiziellem Geschäftsschluß den Zugang. Irgendwie kennen wir das nun ja schon. Ein paar Kilometer weiter ist man gnädiger gestimmt und serviert mir noch eine Portion Spaghetti. Böse Verdächte keimen auf: Wird es gar möglich sein, in Bayern zu später Stunde auf freiem Feld zu verhungern? An eine 24h-Nahrungsversorgung im städtischen Umfeld gewohnt, bekomme ich schon ein flaues Gefühl im Magen, da helfen auch die italienischen Langnudeln nichts. Die Fahrt zieht sich noch, einmal verfahre ich mich fast in den Canyons zwischen Reichenhall und Berchtesgaden. Mein Ziel, die Buchenhöhe ist erstaunlich gut ausgeschildert. So erreiche ich dann müde um kurz nach Mitternacht mein Domizil. Ich steige aus, es ist verdammt frisch, doch die Luft ist von Tannenduft erfüllt, fast wie aus einer Badeschaum-Flasche. Nur besser, echter, holziger. Ich atme tief durch und verspüre noch die Energie, komplett auszuladen. Indes hat die eingesperrte Luft Zeit, aus dem Fenster zu entweichen und so finde ich dann ein paar weitere Stunden später endlich auf der vollkommen durchgelegenen Matratze Ruhe. Jede Federwindung bohrt sich boshaft in meinen Rücken und ich beschliesse, gleich als erstes am Montag um einen neuen Schlafuntergrund zu ersuchen.


Sonntag, 19.4.
Der Morgen weckt mich. Das Licht könnte man sagen, sei schuld gewesen. Vorwitzig dringt es zwischen den Vorhängen herein. Rolläden oder ähnliches gibt es leider nicht. Ich mag aber noch nicht aufstehen. Autofahren macht müde. So bleibe ich so lange im Bett wie möglich. Gegen 10 Uhr muss ich mich dann doch aus der 2-Meter Horizontalen erheben. Schliesslich muss ich noch den Wagen loswerden. Das geht nur in Freilassing, einem gut 45 Minuten entfernten Ort, einer etwas grösseren Ansammlung von Häusern, der mit der Bezeichnung „Stadt“ wuchert, was beinahe schon grössenwahnsinnig wirkt. Mit Schrecken stelle ich fest, dass die Annahmestation nur bis 12 Uhr geöffnet hat. In Bad Reichenhall wird mir gewiß, daß ich diese Frist nicht mehr einhalten kann. Sollte mich das Phänomen der verschlossenen Tür die nächsten drei Monate ständig begleiten? Ich rufe an. Nein, man könne den Schlüssel „freili“ auch in den Briefkasten werfen. Mir fallen ganze Schlüsselbünde vom Herzen. Es geht also doch mal einfach und unbürokratisch. Gut gelaunt passiere ich das Ortsschild von Freilassing, nachdem ich hinter der Grenze noch die österreichische Mineralölbesteuerung ausgenutzt habe. Die Heimstätte des Kutschenverleihers findet sich sofort. Nachdem ich den Wagen genaustens auf Gegenstände untersucht habe, die sich, obwohl in meinem Eigentum irgendwo boshaft versteckt haben könnten, mit negativem Ergebnis inspiziert habe, lustwandle ich entlang einer Durchfahrtsstraße zum Bahnhof. Der Himmel über mir ist weißblau, die Mietshäuser wirken schier pittoresk. Die Bäume strotzen vor Lebenskraft, die Wiesen sind noch grüner als andernorts. Vor meinem geistigen Auge bekommen die Verkehrszeichen schon Holzschnitzereien an ihren Rändern. Maßbierkrüge ziehen an mir vorüber...ach nein, es sind doch nur Autos. Ich bin angekommen im Freistaat, da wo der anständige Bürger am Wahlsonntag seinen Stimmzettel zwischen Messbesuch und Stammtischgang ausfüllt, stets ohne ihn in voller Länge zu entfalten. Ich schlage mich mit dem unerhörten Gedanken herum, was passieren würde, vertauschte man die Reihenfolge der Parteien auf dieser Liste. Zur Strafe für diese Freveleien verpasse ich meinen Zug in die Berge um eine Minute. „Zefix!“ entfährt es mir. Eine Hopfenkaltschale würde mir jetzt gut zu Gesichte stehen, eine Grundlage für den Magen obendrein. Ich probiere es mit einer Pizza in einem bahnhofsnahen Gasthaus. Man lässt mich nicht in der unverschämt gemütlichen Sofaecke des Lokales speisen. Ordnung und Sauberkeit müssen sein. Wo samma au dahoam? Zum Essen wird an den Tisch gesessen, auch wenn der bayerisch sprechende Wirt eher einem anderen Freistaat, vermutlich einem am Bosporus angesiedelten, entstammt. Hektisch setze ich mich mit dem Zeiteisen auseinander, um nicht noch einmal die Rücklichter des Bummelzuges zu sehen. Nein, diesmal finde ich Platz in den klimatisierten Wagen der ÖBB. Neben mir sitzt ein älteres Ehepaar, das schluckaufähnliche Laute austauscht. Diese sollte ich in den nächsten Tagen noch öfters zu Ohren bekommen. In mir keimt der Verdacht, es könnte sich um die ortsübliche Sprachfärbung handeln. Do schau her!
In Berchtesgaden darselbst, das anstelle eines gebührlich schnöden „Haltepunkts“ einen viel zu großen und protzigen Bahnhof aufweist, ist dann erst einmal Endstation. Der nächste Bus in die Höhen des Obersalzberges fährt erst in zwei Stunden. Ich suche die Bahnhofsbibliothek auf, wo mir ein Alpenvereinsführer und eine passende Karte in die Hände fällt. So kann ich mir wenigstens schon einmal Appetit auf Freiezeitbeschäftigung in meinen freien Stunden machen. Ich beschliesse, die überschüssige Zeit für einen einen kleinen Erkundungsspaziergang durch den Ort zu nutzen. Dabei stellt sich heraus, daß dieser geschätzt die Fläche Shanghais aufweist, allerdings nur die Einwohnerschaft einer äusseren Hebrideninsel. Man könnte also sagen, die Siedlung ist zerstreut, weitläufig. Ich finde das Nationalpark-Informationszentrum. Es ist wie alle Informationszentren: Unübersichtlich, didaktisch verheerend und verwirrend. Überflüssig zu sagen, daß es keine Lust macht auf Erkundungen im Nationalpark selbst. Ich beschliesse, mir durch solch ausgeklügeltes Marketing nicht die Laune verderben zu lassen. Der Blick auf die Kirchturmuhr gewährt noch einen Abstecher in die Eisdiele. Natürlich in jene, wo es das beste Eis der Welt gibt. Folglich schlecke ich also schon wenige Minuten später zum bestimmt hundertsten Mal in den letzten fünf Jahren das leckerste Eis der Welt, wenn nicht des ganzen Universums. Wie lustig, daß dies immer dort kredenzt wird, wo ich mich zufällig gerade befinde. Es kann nur eine Ursache für diesen Umstand geben: Die Welt dreht sich doch nicht um die Sonne, sondern um mich! Irgendwann werde ich den Beweis dafür antreten, dös is fei gwiiiß! Als ich mich wiederum am Bahnhof einfinde, steht auch der Bus parat, der mich dann in überraschend kurzer Zeit zur Buchenhöhe bringt. Da das Wetter immer noch sehr schön ist, starte ich noch einen kurzen DX-Spaziergang auf eine Anhöhe. Dort betätige ich mich sogleich als DEGENfechter und entlocke dem Äther zahlreiche Signale. Auch manch unverständliche, wobei es diesmal überraschenderweise nicht die bayerische, sondern die tschechische Sprache ist, die mir böhmische Dörfer vors geistige Auge zaubert. Der mächtig coole austrische Jugendsender FM 4 tritt den Beweis an, dass auch englisch nicht immer leicht verständlich sein muß. Besonders dann nicht, wenn es mit starkem ostösterreichischem Akzent dargeboten wird. Schmääähnglisch also, sozusagen. Nachdem die Wolken zunehmen und der Wind pfeift, wird es doch frisch am soeben entdeckten Westausguck, wo sogar die Hornisgrinde, wie eigentlich überall in unserem Sonnensystem, „effektiv ständig fadend“ hereinkommt. Die Welt ist also in Ordnung. Somit beschliesse ich, den Rückzug anzutreten. In meiner nicht allzu gemütlichen Heimstätte versuche ich nun, auch dem heimischen Tuner Signale zu entlocken. Das gelingt nicht sehr vielversprechend, da ich das richtige Antennenkabel nicht gefunden habe. Ich bewaffne mich nun noch mit dem Lötkolben, um ein solches zu basteln. Dies ist allerdings nicht von großem Erfolg gekrönt. Ob dies nun am Lötkolben, am Lötzinn, an den Steckern oder am schummrigen Licht liegt, weiss ich nicht. Ich beschliesse, daß es keinesfalls an meinen rudimentären Lötkenntnissen liegen kann, und gebe zu sehr vorgerückter Stunde frustriert auf.
So bringt mir meine Notfrickellösung aus dem Kenwood nur verrauschte Signale. Um mich zufrieden zu stellen, beschliesse ich, daß dies an der eigenartigen Kessellage der Buchenhöhe und an den undurchdringlichen Wänden meiner Behausung liegt. Vielleicht spielt auch noch die Feindsenderabwehr der bayerischen Regierung eine Rolle. Die Müdigkeit siegt dann über meine Verschwörungstheorien und ich schlummere ein.

4
Apr
2009

Die erste Woche ist geschafft!

Nun, eigentlich war das ja noch nicht "ernsthafte Arbeit", sondern erst einmal ein Kennenlernen und eine Einführung.

Zu viel war los in dieser Woche, als daß ich die Muse gehabt hätte, ein echtes Tagebuch zu führen. Aber kurz möchte ich die Ereignisse doch mal zusammenfassen.

Pünktlich fuhr ich Sonntagmorgen mit der Deutschen Bahn (noch unter Mehdorns Führung) in Aachen ab. Die Fahrt mit Regionalexpress bis Köln und dem ICE bis München verlief unspektakulär. Noch nicht einmal Zeitgenossen, die sich danebenbenahmen, bereicherten die Einöde eines halbvollen Großraumabteils an einem Frühlingssonntag. Als Lektüre dienten mir die neuen Ausgaben des "Musikexpress" und des "Bergsteiger", letzteres vor allem, um mich auf die alpine Umgebung einzustimmen. Zwischendurch schickte sich das Wetter sogar an, tatsächlich frühlingshafte Sonnenstrahlen durch die Wolken zu schicken. Ab Stuttgart war dann rückwärtsfahren angesagt, was mich nicht sonderlich stört. Kurz vor Ulm setzte schliesslich Dauerregen ein und die nachwinterliche Landschaft in ihrem Einheitsbraun wirkte doch sehr trostlos. Da Bayern bis München sowieso ziemlich "unbayerisch" wirkt in Sachen Landschaft und Hausformen, versuchte ich zeitweise, ein Nickerchen zu machen, was mir erwartungsgemäss mal wieder nicht gelang.
In München musste ich dann das Gleis suchen, das mich meinen Ziel näherbringen sollte. Der Pfeil zeigte in Richtung Wand. Dort wird man dem Bahnsteig, ich glaube, es ist Nummer Sieben, entlang geschickt, gepäckbeladen gefühlt einen halben Kilometer Wegstrecke hinaus, dort befinden sich dann seitlich des eigentlichen Bahnhofes noch einmal sechs Gleise. An einem davon wartete auch schon der Regionalexpress nach Salzburg. Das Wort "Express" für diesen Bummelzug ist allerdings eher Hohn, hält der lustige Bandwurm doch an jedem zweiten Schuppen, manchmal mangels Ein- oder Ausstiegswilliger sogar völlig grundlos. Als Entschädigung für diese zeitraubenden Maßnahmen wird zu relativ fairen Preisen sogar Kaffee serviert, was ich in einem Regionalzug in Deutschland noch nie erlebt habe. Allerdings war die Plörre aus einer dieser berüchtigten "Seminarkannen" derart ungeniessbar, dass mein schon latent vorhandenes Sodbrennen eine Beförderung in Richtung Vorstandsvorsitzender (entspricht dem Adjektiv "unerträglich") erhielt. In Ermangelung jeder elektronischen Anzeigen im Wagenabteil versuchte ich, auf die live(!) eingesprochenen Stationsansagen zu achten. Die Kombination aus mässiger Tonqualität und feistem Dialekt des Sprechers liess diese Versuche aber im Keim scheitern. Irgendwann hörte ich dann endlich, inzwischen schneeregnete es draussen, etwas, das mit viel Phantasie "Nächster Halt Freilassing" hätte heissen können und verliess den Blumenpflückzug durch die oberbayerischen Landschaften. Nun musste ich nur noch die 50 Minuten in das Luftlinie 20km entfernte Berchtesgaden auf mich nehmen, wo ich dann von meinem Vorgänger schon erwartet wurde. Da wir uns vom Hochschulradio schon latent kannten, fiel die Begrüssung recht freudig aus und wir erklommen per französischem fahrenden Känguruh die Buchenhöhe. Dort hauste noch der tiefste aller Winter. Es schneite nach Herzenslust auf vorhandene 1-1,5m Altschnee, dass es eine wahre Freude war. Da die ortsansässige Beherbergungsadministration gleich zwei Zimmer für mich reservierte (nun gut, mittlerweile werden sie gesehen haben, daß ich NOCH nicht GANZ so körperlich umfangreich bin...) hatte ich die Qual der Wahl. Mit einem warmen Essen konnte ich aber doch nicht rechnen, so daß wir die einzige Gaststätte auf der Buchenhöhe, den HOLZKÄFER aufsuchten, wo ich dann meinen schon beträchtlich angestauten Hunger beseitigen konnte.

Der Montag begrüsste mich mit erdbebenähnlichen Stössen, die meine Schlafstätte in Wand und Boden erzittern ließen. Wie ich schnell herausfand, war der Urheber eine Schneefräse, welche die 30cm Neuschnee von den Wegen beseitigte und gegen die Hauswände schob. Willkommen im Spätwinter! Nach dem reichhaltigen Frühstück gab es zunächst einige administrative Dinge zu erledigen, bevor ich dann endlich das Studio von Radio Buchenhöhe zu sehen bekam. Nun...chaotisch, zusammengefrickelt, auf den ersten Blick fast undurchschaubar und mit einer "custom made" HF-Schleuder auf der Fensterbank...aber es funktioniert, und das zählt ja! Sogleich durfte ich auch die erste Sendung miterleben. Es gab Gothic und Artverwandtes. Morbides also gleich zum Start in diese Ära, na das kann ja heiter werden...nach einer kurzen Pause noch eine zweite Sendung mit Gitarrenmusik. Ich fordere schon am ersten Tag eine Anschaffung: Kaffeemaschine fürs Studio. Die Forderung wird erhört von "Die", einem der Azubis auf der Buchenhöhe, der zufällig gerade einen Besuch abstattete. Er hatte eine übrig, die spendete er ganz spontan dem Radio. Mein ewiger Dank sei ihm gewiss. Der zweite Abend verlief dann weniger gesellig, da das Wirtshaus als auch die internatsinterne Kneipe an diesem Wochentag die Pforten nicht aufzuschleussen gedenken.

Dienstag. Am Morgen steht nichts an, somit ist Ausschlafen angesagt. Das Limit setzte nur die Frühstückszeit, die im Hotel "Tupperland" auf der Buchenhöhe um 10 Uhr ihr Ende findet. Das Radio redet von Sonne und frühlingshaften Temperaturen. Der Blick aus dem Fenster zeigt nebelartige Wolkenfetzen, welche die von mir vermuteten Bergwände nach wie vor verhüllen. Es ist frisch, zu frisch für Ende März. Der zweite Tag bringt mir noch etwas Bürokratiekram. Im Studio steht nur eine Sendung auf dem Programm. Eine der Schülerinnen liest aus einem Buch vor. Hörbücher sind ja in. Da bleibt mir nicht viel zu tun, ausser zuhören. An diesem Abend hatte wenigstens das "Exil" geöffnet, wo es Hopfenkaltschalen und eine erstaunlich leckere Tiefkühlpizza zu äusserst zivilen Preisen gab.

Mittwoch. Juhuu! Die Sonne scheint. Die Berge sind tatsächlich vorhanden. Gegenüber strotzt der Untersberg in die Höhe, rechts oben glänzt das Führerhaus auf dem Kehlstein in der Morgensonne. Sofort fängt es an zu tauen. Es trieft von den Dächern, Bächeweise saust das Wasser herab und bahnt sich seinen Weg. Ein eindrückliches Erlebnis und Timo ist glücklich, nach fünf Monaten Winter den Frühling zu erblicken. Es wollte noch ein Beitrag für die abendliche Sendung auf "Bayernwelle Südost" geschnitten werden. Das erledigte mein Vorgänger und Mentor für diese Woche, Timo, souverän. Ich lernte dabei das Schnittprogramm "samplitude" kennen, das sich nur marginal von dem mir bekannten "Audition" unterscheidet. Sehr schön. Gegen 16 Uhr dann der Aufbruch von der Höhe. Dazu musste zuerst ein Fahrzeug aus dem CJD-Fuhrpark reserviert werden. Dieses stand pünktlich parat (was leider nicht immer der Fall sein soll), doch auf der Talfahrt brachte uns eine Holzfällaktion noch eine 15-minütige Pause ein. Nach dem Aufgabeln der Nachwuchsmoderatorin von der benachbarten "Eliteschule des Sports" (ebenfalls eine CJD-Einrichtung) ging es dann nach Freilassing. Andere Kategorie Studio. Digitalkonsole, virtuelle Cart-Maschine etc...ein Musikarchiv, das eher auf die Präferenzen des Mainstreamkonsumenten ab 40 aufwärts ausgelegt ist und rundherum zahlreiche nette Menschen. Und eine Espressomaschine. Die Sendung läuft hervorragend, die Beiträge sin perfekt vorbereitet, die beiden jungen Moderatoren liefern gute Arbeit ab und Markus von der Bayernwelle bedient souverän die Technik. Da haben wir uns doch angesichts der frühlingshaften 21° das erste Eis der Saison verdient! Zurück am Berg werde ich noch im Holzkäfer auf der Speisekarte mit der Leibspeise meiner Kindheistage überrascht: Leberspätzlesuppe! Verständlich, dass ich da nicht nein sagen konnte...

Donnerstag
Die letzten bürokratischen Hürden klären sich. Ich kann nun doch die Wohnung meines Vorgängers übernehmen und muss nicht in eine WG ziehen. Erleichterung macht sich breit. Timo wird mit Frotschreiten des Tages immer wehmütiger, sein Abschied von der Buchenhöhe und "seinen", ich nenne sie jetzt mal fabulös "Radioküken", naht. Seine Abschiedssendung fängt um 19 Uhr an. Über zehn Mädels und Jungs versammeln sich im Studio. Chaos on air, ein spassiges Chaos, doch gegen Ende fliessen dann doch Tränen. Ein emotional aufgewühlter Tag, besonders für die jungen Menschen, die nach sieben Monaten ihren liebgewonnen "Prakti" gehen lassen und sich nun mit mir anfreunden müssen. Timo wird mit Geschenken überhäuft, doch auch mir scheinen sie nicht unfreundlich gesinnt. Puh! Glück gehabt.

Freitag
In aller Herrgottsfrühe holt Timo den Mietwagen in Freilassing. Punkt 9 Uhr kehren wir der Buchenhöhe den Rücken. Timo für immer, ich für zwei Wochen. Frühlingswetter begleitet uns bis Aachen, wo wir zur Abenddämmerung eintreffen.

Ich darf nun bis zum 20.4. besorgen:
- ein ärztliches Attest
- ein polizeiliches Führungszeugnis
- ein kirchliches Zeugnis
- einen Nachweis der Krankenkasse
ein nicht ganz alltäglicher Papierstapel für drei Monate Praktikum, das muss man schon sagen...aber mei, wenn's schee macht! Huch, ich rede schon bairisch. Südostbayern hat schon Spuren hinterlassen. Naja, so lange ich Ende Juli nach etwa 100 Tagen Obersalzberg nicht so daherkomme: http://www.youtube.com/watch?v=z_JB9Tu3QMo">
mag es ja noch angehen.
Viel Arbeit wird mich erwarten bei Radio Buchenhöhe, aber sicher auch viel Spaß. Denn wo kann man schon vom ersten Tag an einen Radiosender leiten? Und wenn es auch nur ein kleiner ist, das manchmal etwas sprunghafte Team ist immerhin hochmotiviert. Und dass sie auch noch hochqualifiziert werden, das ist dann ja schliesslich meine Aufgabe. Vielleicht werde ich dann nebenbei noch etwas Zeit finden, den Bergfrühling zu geniessen? Schön wäre es, denn auch wenn die Buchenhöhe wirklich am Wurmfortsatz der Welt angesiedelt ist, die Landschaft rund um Watzmann, Königssee und Untersberg ist wunderschön. Als erstes werde ich nun einen DSL-Anschluss beantragen...den brauche ich da glaub nötiger denn je, auch wenn es nur 384kBit gibt.

28
Mrz
2009

Was hat der Peter da vor?

Was führt mich von ganz tief unten im Westen nach ganz weit oben im Südosten? Bin ich jetzt ein "Zipfeltourist"? Nein, da wäre ich ja verkehrt. Der südlichste Zipfel liegt ja bei Oberstdorf in Einödsbach und da war ich schon letztes Jahr.
Nein, ich mache das, was der Langzeitstudent so tut, wenn er mal wieder Erklärungsnöte hat, warum er immer noch nicht fertig ist: Ein Praktikum. Eigentlich habe ich die Praktikantenzeit ja hinter mir, doch dieses mal wurde mir ein interessantes Angebot gemacht. Es hat mit Radio zu tun und es hat mit Jugendarbeit zu tun, so viel vorweg. Nun werde ich morgen aufbrechen und (dank Zeitumstellung) schon fast unmenschlich früh für einen Sonntagmorgen am Aachener Bahnhof sein, um die Reise nach Berechtesgaden aufzunehmen. Vier Tage werde ich nun eingearbeitet und werde die Stelle übernehmen. Was ich dann ab dem 20. April genau machen werde, verrate ich euch, wenn die vier Tage um sind. Dann weiß ich es nämlich auch selbst besser und kann es beschreiben. Das Projekt heisst "Radio Buchenhöhe",hat eine eigene UKW-Frequenz (92.4) und ist auch bei einmal wöchentlich zu hören. Angesiedelt ist es im Das liegt so richtig abgelegen an einem Berghang in allergenfreier Umgebung. Ein Grund, der für mich als Asthmatiker mit ausschlaggebend war, diese Zeit in der (relativen) Abgeschiedenheit zu wagen. Dies soll nun das Online-Tagebuch werden, in dem ich euch von meiner interessanten Arbeit und natürlich auch der Freizeit berichten werde, die ich hoffentlich etwas nutzen kann, um die grandiose Bergwelt rund um Watzmann und Königssee zu erkunden.

Was hat der Peter da vor?

Was führt mich von ganz tief unten im Westen nach ganz weit oben im Südosten? Bin ich jetzt ein "Zipfeltourist"? Nein, da wäre ich ja verkehrt. Der südlichste Zipfel liegt ja bei Oberstdorf in Einödsbach und da war ich schon letztes Jahr.
Nein, ich mache das, was der Langzeitstudent so tut, wenn er mal wieder Erklärungsnöte hat, warum er immer noch nicht fertig ist: Ein Praktikum. Eigentlich habe ich die Praktikantenzeit ja hinter mir, doch dieses mal wurde mir ein interessantes Angebot gemacht. Es hat mit Radio zu tun und es hat mit Jugendarbeit zu tun, so viel vorweg. Nun werde ich morgen aufbrechen und (dank Zeitumstellung) schon fast unmenschlich früh für einen Sonntagmorgen am Aachener Bahnhof sein, um die Reise nach Berechtesgaden aufzunehmen. Vier Tage werde ich nun eingearbeitet und werde die Stelle übernehmen. Was ich dann ab dem 20. April genau machen werde, verrate ich euch, wenn die vier Tage um sind. Dann weiß ich es nämlich auch selbst besser und kann es beschreiben. Das Projekt heisst "Radio Buchenhöhe",hat eine eigene UKW-Frequenz (92.4) und ist auch bei einmal wöchentlich zu hören. Angesiedelt ist es im Das liegt so richtig abgelegen an einem Berghang in allergenfreier Umgebung. Ein Grund, der für mich als Asthmatiker mit ausschlaggebend war, diese Zeit in der (relativen) Abgeschiedenheit zu wagen. Dies soll nun das Online-Tagebuch werden, in dem ich euch von meiner interessanten Arbeit und natürlich auch der Freizeit berichten werde, die ich hoffentlich etwas nutzen kann, um die grandiose Bergwelt rund um Watzmann und Königssee zu erkunden.
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